„Vitus“ von der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan: Heilige Bananenbombe namens Vitus

November 06, 2023Nour Maarouf

Oberhalb von Freising, auf einem heiligen Berg, thront die älteste Brauerei der Welt: Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan. Im Jahre 725 gründete der heilige Korbinian mit zwölf Gefährten dort ein Benediktinerkloster. Und da wo ein Kloster stand, wurde seit jeher auch Bier gebraut.
Ganz so einfach war das damals aber nicht. Die Weihenstephaner Mönche erlebten turbulente Zeiten: 955 zerstörten die Ungarn die Braustätte, dann im Dreißigjährigen Krieg die Schweden und die Franzosen sowie die Österreicher im Spanischen Erbfolgekrieg. Das war aber noch nicht alles: Zwischen 1085 und 1463 brannte das Kloster noch viermal vollständig ab. Da kann man nur staunen, dass die Diener Gottes das Kloster und die Brauerei immer wieder neu aufbauten und weiterhin die Bierfässer rollten. Müssen wohl besonders trinkfreudige Ordensbrüder gewesen sein, diese Benediktiner.
Heute zählt die Staatsbrauerei in Freising zu den wohl modernsten Braustätten der Welt. Und ein bayerisches Bier lieben Genießer rund um den Globus besonders. In England etwa wurde der kräftige Weizenbock namens „Vitus“ mit 7,7 Prozent Alkohol und einer Stammwürze von 16,5 Prozent im Jahr 2011 zum besten Bier der Welt gewählt. Auch bei einem Wettbewerb in Australien gewann das Weihenstephaner Bier eine Goldmedaille.
Im Glas leuchtet der Bock goldgelb, gekrönt mit schneeweißen cremigen Schaum. Im Duft hält sich das Aroma noch dezent zurück. Allerdings sprühen fruchtige Noten von Banane und getrockneter Aprikose sowie eine dezente Nelken-Würze. Am Gaumen aber entfaltet sich der Vitus in voller Pracht: moussierend vollmundig, mit einer gewissen Spritzigkeit und Frische. Auf der Zunge explodiert eine hefige Bananenbombe, die neben Gewürzen auch von einem süßlichen Malzcharakter, sowie etwas Zitrus und überreifer Aprikose begleitet wird. Trotz kräftigem Alkoholgehalt, den man schon nach einigen Schlucken spürt, ist der Weizenbock sehr gut trinkbar. Im Finish klingt eine dezente Hopfenbittere an.
Die Brauer von Weihenstephan erreichten bei dem Bier mit der frommen Namensgebung eine äußerst harmonische Kombination aus Süße, Säure und Würze. Vitus zählt nicht umsonst zu den besten Weizenböcken rund um den Globus.

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