Leidenschaft. Handwerk. Tradition. Das sind die Leitlinien für Jeff Maisel, um das Erbe seiner Familie weltweit weiterzuführen. Mit dem renommierten Weißbier. Aber auch mit Craft Bier. Im Februar eröffnete die Brauwerkstatt Maisel & Friends.
Bayreuth, das ist vor allem Wagner. Jährlich genießt die 74.000-Einwohner-Stadt in Oberfranken während der Festspiele für einen Monat internationales Flair. Mit Unterhaltungskultur tut sich die Stadt eher schwer. Einzige Ausnahme: das Weißbierfest. Dessen Veranstalter: die Brauerei Gebrüder Maisel. Seit 1987 holt die Brauer-Familie namhafte Musiker und Bands nach Bayreuth.
Und immer: Eintritt frei. Maisel bewegt Bayreuth. Und bewegt einiges in Bayreuth.
Herzstück der Maisel-Braukultur ist das Weißbier. Insgesamt exportiert Maisel sein Bier in 21 Länder. Außerdem hat die Sammel-Leidenschaft der Maisels den Standort zu einem der größten Brauerei-Museen der Welt gemacht. Was aber kaum einer weiß: Weißbier zu brauen, war eine Idee, die Jeff Maisels Vater seinem Vater vorschlug. Ausgang damals ungewiss. Maisel Senior zeigte sich offen: „Wenn wir es nicht verkaufen können, saufen wir es halt selbst!“
Der neueste Move von Maisel war ebenfalls mit Ungewissheit verbunden. Anfang Februar eröffnete Jeff Maisel nach vier Jahren Planungs- und Bauzeit in den historischen Mauern des alten Brauerei-Stammhauses die Craft-Bier-Brauwerkstatt „Maisel & Friends“ mit dazugehöriger Gastronomie „Liebesbier“.
Neues wagen in der Region mit der höchsten Brauerei-Dichte der Welt – das vereint Jeff mit seinem Vater. Wie man Bier aufeine neue Ebene bringen kann, hat er sich bei den Winzern abgeguckt. Außerdem studierte Jeff einige Semester in den USA. Und wie auch schon sein Vater brachte Jeff für sein Baby einen Freund mit in die Brauerei, Marc Goebel.
Das 75-Hektoliter-Sudwerk kann jeder sehen, an zwei offenen Stellen im Haus. Transparenz wird großgeschrieben bei Maisel & Friends. Das bedeutet auch: Craftbiere, die auf Qualität und Geschmack bauen – im Rahmen des Reinheitsgebotes, das Maisel zu 100 Prozent verteidigt. Aber er ist auch als Kopf einer Arbeitsgruppe des Bayerischen Brauer-Bundes für eine Öffnung oder einen Zusatz. „Wenn ich könnte, würde ich freilich schon ein Bier mit gerösteten Haselnüssen brauen“, sagt er. Die ersten „Maisel & Friends“-Biere haben Jeff und Marc ohne Haselnüsse und Brauwerkstatt gebraut. Seit 2012 sind sechs Craft- und drei Saison-Biere entstanden, davon drei in Kooperation.
Kooperation stand daher auch im Vordergrund, als Maisel & Friends am 5. März den ersten „Bockbier meets Craft Beer“-Tag veranstaltete und dazu Brau-Freunde aus ganz Deutschland einlud – das Ganze natürlich auch wieder ein Fest für die Stadt, mit Tim Mälzer als Gast-Koch, einem Food-Truck-Round-up auf dem Hof und vielen Bier-Tastings. Und im Jubiläumsjahr des Reinheitsgebotes mit einer Diskussionsrunde über Sinn und Unsinn. Außerdem konnten sich die Craftbrauer mit eigenen Ständen präsentieren.
Zum Höhepunkt der neuen Freundschaftskultur wurde gemeinsam der erste „Liebesbier“-Sud namens „Hopfenreiter“ eingebraut, zu dem jeder einen Sack Hopfen mitgebracht hatte. „Die alte Bier-Kultur war Entweder-Oder. Jetzt ist es Sowohl-als-auch“, so Jeff. Und wenn das nicht funktioniere, bleibe es beim Leitspruch seines Großvaters: „Wenn wir’s nicht verkaufen können, saufen wir es halt selbst!“
(Text: Kerstin Fritzsche für Craftbeer Magazin)